Nordheim liegt in der
niederschlagsarmen und durch hohe Jahresdurchschnittstemperaturen begünstigten
Oberrheinischen Tiefebene. Dem Dorf selbst ist es nicht anzusehen, dass es auf
eine lange Geschichte zurückblicken kann. Zahlreiche Backsteinbauten haben schon
im letzten Jahrhundert viele der bunten Fachwerkhäuser Nordheims
verdrängt.
Etwa die Hälfte der Gemarkung von Biblis-Nordheim grenzt an
den Rhein und Altrhein, und es bestand hier schon seit ältesten Zeiten ein
Rheinübergang. Auch heute noch fürchten die Binnenschiffer die
Flachwasserbereiche bei Nordheim. Aus Bodenfunden ist nachgewiesen, dass seit
der Jungsteinzeit diese von der Natur begünstigte Lage besiedelt war. Die Römer
sicherten dann im 4. Jahrhundert nach Christus den Nordheimer Rheinübergang mit
einem Burgus, dessen Grundmauern 1970-1973 im nahen Steiner Wald, bei der
Weschnitzbrücke freigelegt wurden. Es sind die ältesten noch sichtbaren
Steinbaureste im Kreis Bergstraße.
Im Jahr 806 gelang es der
aufstrebenden Reichsabtei Lorsch in dem Burgus "Zullestein" Fuß zu fassen und
ihn mit einer Hafenanlage zu versehen. Der Lorscher Fürstabt Salmann erbat sich
sogar im Jahr 995 von dem jungen Kaiser Otto III. das Marktrecht für den Burgus
am Rhein, der inzwischen zu einem kleinen Ort Stein angewachsen war, von dem
heute überhaupt nichts mehr zu sehen ist. Die urkundliche Überlieferung wird in
der Folgezeit lückenhaft und die Burg Stein wird erst wieder 1232 als
Aufenthaltsort des Bischof Heinrich II. von Worms erwähnt. Das Bistum Worms war
offensichtlich in der Lage, seine älteren Rechte auf dem rechten Rheinufer gegen
das rivalisierende, 764 gegründete Reichskloster Lorsch zu behaupten. Die Burg
Stein wurde hinfort zum Verwaltungsmittelpunkt der bischöflichen wormsischen
Riedgemeinden Lampertheim, Hofheim, Bobstadt und Nordheim.
Der schlechten
Urkundenüberlieferung ist es wohl zuzuschreiben, dass Nordheim erst relativ
spät, im Jahr 1129, erstmals schriftlich erwähnt wird. Beim Schulbau 1956/57 in
Nordheim geborgene Gräberfunde lassen darauf schließen, dass Nordheim in
fränkischer Zeit gegründet wurde und mindestens 300-400 Jahre älter ist als
seine urkundliche Ersterwähnung.
Oftmals residierten die Bischöfe von
Worms in der Burg Stein und bauten die Anlage entsprechend aus. In große Geldnot
geraten, verpfändete 1387 Bischof Eckard von Worms für 23.000 Goldgulden die
Hälfte der Herrschaft über Burg und Amt Stein mit der Stadt Ladenburg am Neckar
an den Pfalzgrafen Ruprecht, der das Amt sofort seinem Oberamt Heidelberg
unterstellte.
Nordheim teilte nun weitgehend sein Schicksal mit dem der
Kurpfalz. In der Pfalz-bayrischen Fehde 1504 wurde das Dorf niedergebrannt.
Während des 30jährigen Kriegs war die Burg Stein Schauplatz kriegerischer
Auseinandersetzungen. Von hier aus gelang den habsburgischen Spaniern die
Einnahme von Landau und die Besitzergreifung der ganzen Bergstraße. Schwere
Einbußen erlitt Nordheim während eines Brandes, der an Karfreitag 1685 ausbrach
und circa 20 Hofstätten in Asche legte. Phasen des Aufbaus im 18. Jahrhundert
wurden durch die häufigen kriegerischen Ereignisse dieser Epoche mit ihren
Einquartierungen und Kontributionsforderungen überschattet. Ab 1711 sind
vermehrt Hochwasserwellen des Rheins zu verzeichnen, die sich sehr belastend
auswirkten. Besonders Anfang des 19. Jahrhunderts. Letztmals überschwemmte zum
Jahreswechsel 1882/83 der Rhein einen Großteil des Ortes.
Die
Verbesserung der hygienischen Maßnahmen, ließ die Bevölkerung von circa 220
Personen um das Jahr 1600 auf über 1.000 um 1850 ansteigen. Die folgende
Auswanderungswelle nach Nordamerika reduzierte um 1900 die Einwohnerzahl auf
etwa 840 Köpfe. Die Bevölkerung lebte bisher größtenteils von der
Landwirtschaft. Daneben gab es noch örtliche Handwerker, die vorwiegend für den
einheimischen Bedarf arbeiteten. Die Ausweisung neuer Baugebiete nach dem
zweiten Weltkrieg führte zu einem Anstieg der Einwohner auf heute 1.717
Personen, die circa zu über 90 % ihren Broterwerb außerhalb Nordheims gefunden
haben.